Jagd und Wild


Gerade wenn man neu ist in einem Revier ist, das Revier neu gepachtet hat oder des öfteren Gastjäger hat, ist eine gute Revierkarte unumgänglich. Natürlich kann man entsprechende Firmen damit beauftragen, aber die eigenhändige Erstellung bietet, neben dem Reiz des Selbsterstellens, handfeste Vorteile.

So ist man durch die Erstellung quasi gezwungen sich mit jedem Winkel des Reviers sich auseinanderzusetzen. Der Verlauf der Reviergrenzen wird klarer allein durch das exakte Einzeichnen in die Revierkarte und nicht erst wenn man draußen ist und herumrätselt, ob die Grenze entlang dem Bach oder entlang dem Feldrand verläft. Vielleicht nur 5 Meter Unterschied. Aber bekanntlich kommt es ja auf den kleinen Unterschied an.

0. Vorüberlegungen

Luftbildaufnahmen werden von jedem Landesvermessungsamt in entsprechender Qualität angeboten. Natürlich wird die Aufnahme in digitaler Form benötigt. Je größer die Revierkarte später ausgedruckt werden soll, desto höher muss die Auflösung sein.

Als Faustregel für die Anzahl Pixel kann man folgendes rechnen:

Bis DIN A3:

Pixels = Größe [in cm] / 2,54 * 300 [dpi]

 
Größer als DIN A3:

Pixels = Größe [in cm] / 2,54 * 150 [dpi]

Welche Papiergröße sollte nun aber am besten verwendet werden?
Wie groß muss eine Revierkarte sein, damit alles erkennbar darauf ist?

Zunächst einmal eine Auflistung der möglichen Papierformate zur Orientierung. Dabei ist zu beachten, dass Papierformate zum einen nach DIN/ISO eingeteilt werden, zum anderen die Papiergrößen bei Fotopapier wiederum in anderen Papierformaten angeboten wird.
Die Größen der DIN- bzw. ISO-Formate betragen:

 DIN/ISO A4   210mm x 297mm 
 DIN/ISO A3   297mm x 420mm 
 DIN/ISO A2   420mm x 594mm 
 DIN/ISO A1   594mm x 841mm 
 DIN/ISO A0   841mm x 1189mm 

 

Hinweis: Kleinere Formate als DIN A4 wären zwar zum Mitnehmen in der Manteltasche recht praktisch, aber leider nicht sinnvoll verwendbar, da man - fast unabhängig von der Reviergröße - nichts mehr darauf erkennen kann. Deshalb sind sie hier auch nicht aufgeführt.

 
Die Größen der gängigen Fotopapier-Formate sind:

 Fotopapier   entspricht etwa 
 20 x 30 cm   DIN A4 
 30 x 40 cm   DIN A3 
 40 x 60 cm   DIN A2 
 50 x 70 cm   DIN A1 

 
Natürlich bieten die meisten Fotolabore oder Digitalen Printservices auch andere Formate an. In der Regel möchte man seine Revierkarte am Ende aber auch mit einem (Bilder-)Rahmen versehen und aufhängen. Da ist es vorteilhaft, wenn man sich an die gängigen Formate für Fotopapiere hält. Ansonsten ist eben eine Maßanfertigung für den Rahmen notwendig.


1. Beschaffung von Luftbildaufnahmen

Die Bayerische (Spar-)Lösung

Wer in Bayern sein Revier hat, kann auf eine weitere, kostengünstiger, dafür aber aufwändiger Variante zur Verfügung:

Die bayerische Vermessungsverwaltung bietet unter der Adresse www.geodaten.bayern.de/bayernviewer/index2.html die Möglichkeit kostenlos auf Luftbildaufnahmen zuzugreifen. Die Aufnahmen stehen in insgesamt 7 Stufen bzw. Maßstäben kostenfrei und in zwei weiteren gegen Bezahlung zur Verfügung. Die kostenlosen Auflösungen sind:
   16 000m x 16 000m
   8 000m x 8 000m
   4 000m x 4 000m
   2 000m x 2 000m
   1 000m x 1 000m
   500m x 500m

Da die Größe des Bildes (Anzahl der Pixel pro Bitmap) aber immer dieselbe ist ergibt sich dadurch eine entsprechend hohe Auflösung oder anders formuliert eine hohe Präzision bei den kleinen Karten (z.B. 500m x 500m). Allerdings wird auf diesen wiederum nur ein kleiner Aussschnitt des Geländes dargestellt wird. Somit sind, um das gleiche Gebiet darzustellen entsprechend viele Bitmaps notwendig.

Abbildung:
Luftbildaufnahme in höchster Auflösung (500m x 500m).
Alle notwendigen Details sind klar erkennbar.

Dazu eine kleine Beispielrechnung:

   - Das Revier hat eine Ausdehnung von 2 x 3 km.
   - Bei der größten Auflösung werden nur ein Bereich von 500m x 500m dargestellt
   - Die Bilder müssen sich zum besseren Zusammenkleben überlappen. Vom Bayern-Viewer
     werden sie aber direkt aneinander geliefert. Also ist die doppelte Anzahl notwendig
     (=Überschneidung jeweils die Hälfte des Bildes).
   - Nord-Süd-Ausdehnung = 2km
     --> 2km/0,5km = 4 Bilder
     --> 4 Bilder * 2 (Überlappung) --> 8 Bilder
   - West-Ost-Ausdehnung = 3km
     --> 2km/0,5km = 6 Bilder
     --> 4 Bilder * 2 (Überlappung) --> 12 Bilder
   - Gesamtanzahl = 8 * 12 = 96 Bilder

Das ist doch eine ganz schön große Anzahl an Bilder, die alle ganz exakt in einem Bildverarbeitungsprogramm zusammengeklebt werden müssen. Damit man später die Anordnung korrigieren kann - gerade bei ähnlichen Muster der Felder oder des dargestellten Waldes Fehler schleichen sich Fehler besonders schnell ein - sollte jedes Bild auf einen eigenen Layer gelegt werden, da damit die Möglichkeit besteht jedes Bild einzeln auch nachträglich noch einmal zu verschieben.

Als Bildverarbeitungsprogramme bieten sich beispielsweise Jasc PaintShop Pro, Adobe PhotoShop oder ähnliches an.

Mit diesem Programm werden dann auch die einzelnen Landkarten als Screenshot abgegriffen und als eine Kachel im Gesamtluftbild eingeügt. Die Luftbildausschnitte müssen als Screenshot abgegegriffen werden, da der Bayern Viewer keine Speichern-Funktion bereitstellt. Am besten man greift gleich nur das eigentliche Bild ab und nicht das ganze Fenster der Website.

Wenn alle Luftbildaufnahmen zu einer Landkarte zusammengeklebt sind, sollte dieses nochmals als ein z.B. PNG-Bitmap abgespeichert werden, da die einzelnen Bilder für die weitere Bearbeitung nicht mehr benötigt werden, sondern nur noch die Gesamt-Luftbildaufnahme.


Luftbildaufnahmen vom Vermessungsamt

Die deutlich schnellere und bequemere Art die Luftbildaufnahmen zu erhalten, ist sie vom jeweiligen Vermessungsamt zu erwerben. Dieser Weg mit erheblich weniger Aufwand verbunden und bietet gleichzeitig die Möglichkeit noch besser aufgelöste Luftbildaufnahmen zu erhalten.
Die Kosten halten sich im Ganzen in Grenzen, so kostet derzeit beispielsweise eine Karte vom Bayerischen Vermessungsamt ca. je nach Größe und Auflösung.


Weitere Möglichkeiten?

Es gibt ja inzwischen eine ganze Reihe weiterer Quellen, die Luftbildaufnahmen kostenlos anbieten. Allen gemein ist in der Regel jedoch, dass die Auflösung und somit die Qualität nicht ausreichend ist. So bietet Google Earth nur in Großstadtnähe einen Detaillierungsgrad, der es ermöglicht Äcker und Flurstücke zu erkennen. Allerdings kommt die Qualität nicht an die Qualität der (kostenlose) Luftbildaufnahmen des Bayerischen Vermessungsamtes heran. Zusätzlich ist zu bedenken, dass bei Google Earth die Schärfe zum Rand hin abnimmt, so dass man aneinanderliegende Aufnahmen nicht sinnvoll zusammenkleben kann.


2. Erstellen der Karte als Multilayer-Datei

Als nächstes wird die PNG-Datei nochmals im Originalformat (z.B. *.PSP) des Bildverarbeitungsprogramm abgespeichert. Dadurch wird in den folgenden Schritten alles was in die Karte eingezeichnet werden soll, in getrennten Layern über der eigentlichen Luftbildaufnahme dargestellt. Die Luftbildaufnahme wird somit nicht verändert und alle zusätzlichen Einträge und Informationen liegen isoliert darüber.
Generell sollten alle weiteren Informationen, wie beispielsweise Beschriftungen, Reviereinrichtungen etc. als Vektoren gezeichnet werden. Somit wird eine bestmögliche Darstellungsqualtität erreicht, unabhängig von der Größ in der die Revierkarte nachher gedruckt wird.

Ebenso empfehlenswert ist die Organisation der verschiedenen Zusatzinformationen in separaten Layern. Somit wird das was in einem Layer liegt übersichtlicher zusammgefasst und das gezielte Ein- und Ausblenden von Information ist damit ebenfalls bequem möglich.

Und so sieht das Ganze dann aus:


3. Beschriften der Ansiedlungen und Gehöfte

Das Beschriften der Ansiedlungen, Bauernhöfe und Ortschaften erleichtert die Orientierung wesentlich. Als Farbe ist für die Schriftfüllung schwarz und als Randfarbe weiß zu empfehlen. Damit sind die Beschriftungen sowohl auf einem hellen als auch auf einem dunklen Hintergrund gut zu lesen. Als Weiteres kann ich nur empfehlen, die Beschriftung auf einem extra Layer abzulegen. Dadurch kann die Beschriftung, falls sie mal stören sollte, schnell aus- und wieder eingeblendet werden.

Die Schriftgröße muss ausprobiert werden. Einen allgemein-gültigen Schriftgrad gibt es nicht. Einfach mal zwei / drei Größen ausprobieren, die Revierkarte in verschiedenen Papiergrößen drucken und dann entscheiden, welche Beschriftung am besten geeignet ist.


4. Einzeichnen der Reviergrenze

Jetzt kommen wir zu dem Wichtigsten überhaupt: Die Reviergrenzen. Sind die nicht genau bekannt, dann droht wirklich Stress, denn bekanntlich kommt es hier auf jeden Zentimeter an.
Die Reviergrenze wird als Vektor-Polygon auf einem separaten Layer über die Luftbildaufnahme gezeichnet. Damit die Polygonlinie nicht zuviel verdeckt, sollte sie zwar dick genug sein, damit man sie gut sieht, aber andererseits so dünn, dass sie keine wichtigen Details überdeckt.
Als Faustregel kann gelten, dass die Linie nicht dicker als 1/4 eines Feldweges sein sollte. Dann kann z.B. noch sehr gut einen darunterliegenden Weg erkennen.
Wichtig ist auch die Reviergrenze als Vektor zu zeichnen, damit sie später leichte korrigiert werden kann. Das kann dadurch verursacht sein, dass man sich verzeichnet hat - oder dass in Absprache mit dem Reviernachbar der Grenzverlauf durch Flächentausch dem Gelände angepasst wurde. In beiden Fällen ist man mit einem Vektorpolygon fein raus.

Nachdem die Reviergrenze eingezeichnet ist, kann man damit beginnen alle Flächen des Nachbarreviers verblassen zu lassen. Das macht man am besten, in dem man eine weiße Fläche auf einem separaten Layer darüber zeichnet und dem Layer eine Transparenz von ca. 40% gibt. Damit scheint alles was darunter liegt noch durch wird aber leicht milchig, weißlich dargestellt.
 
Abbildung:
Die Reviergrenze als gestrichelte Linie, die Flächen des Nachbarreviers sind durch eine halbtransparante, weiße Fläche verblasst dargestellt.
(Die Kartenumrandung wird etwas später im Text beschrieben)


5. Zeichnen der Reviereinrichtungen und anderer wichtiger Revierbegebenheiten

Wie bereits die anderen Informationen zuvor, so sollten auch die Reviereinrichtungen auf einem oder mehreren, separaten Layer angelegt werden. Wenn verschiedene Revierkarten später gedruckt werden sollen, so empfiehlt es sich je nach Thema mehrere Layer anzulegen, wie z.B.

  • Ansitze (Ansitzleitern, Kanzeln, Bodenansitze etc.)
  • Kirrungen, Luderplätze
  • Fütterungen (Rehwild, Fasanen, Rebhuhn etc.)

sowie

  • Fuchs- und Dachsbauten
  • Abschüsse

aber auch

  • Gewässer (Weiher, Teiche, Bäche etc.)

 
Ansitze

Gerade wenn man neu in einem Revier ist, fällt es schwer den Überblick über alle Ansitze zu behalten. Der Wind kommt aus einer anderen Richtung, ein Landwirt mäht unerwartet eine Wiese, welcher Ansitz ist jetzt als Ausweichmöglichkeit zur Auswahl. Oder wie sieht die Verteilung im Revier aus. Sind alle gewünschten Bereiche des Reviers gleichmäß abgedeckt?

Wer möchte, kann hier meine bereits erstellten Symbole für Ansitze downloaden.

Vorschau:   
Bodenansitz, Kanzel, Leiteransitz (von links nach rechts)

 
Kirrungen und Luderplätze

Um einen Überblick über die benutzten oder möglichen Kirrungen und Luderplätzen zu erhalten, sind auch die Orte der Kirrungen und Luderplätze in der Revierkarte von Nutzen.

Wer möchte, kann hier meine bereits erstellten Symbole für Kirrungen und Luderplätze downloaden.

Vorschau:   
Fuchsluder, Rehkirrung, Schwarzwildkirrung (von links nach rechts)

 
Fütterungen

Die bisher schon aufgeführten Argument, gelten natürlich auch für Fütterungen. Es schadet also nicht auch die Fütterungen einzuzeichnen.

Wer möchte, kann hier meine bereits erstellten Symbole für Fütterungen downloaden.

Vorschau:   

 
Fuchs- und Dachsbauten

Wo im Revier befinden sich die Fuchsbauten, wo ist dieses Jahr hingegen der Dachs drin, so dass man dort mit dem Bauhund nicht versuchen sollte, den Fuchs zu sprengen. Ganz klar mit dem entsprechenden Symbol in der Revierkarte wird alles viel übersichtlicher.

Wer möchte, kann hier meine bereits erstellten Symbole für Fuchs und Rehwild downloaden.

Vorschau:   
Bock, Jährling, Schmalreh, Fuchs (von links nach rechts)

 
Abschüsse

Neben der Verwendung als großformatige Revierkarte, kann die erstelle Karte auch für andere Zwecke, wie z.B. als Übersichtskarte über alle Abschüsse im Jagdjahr verwendet werden.
Zeichnet man alle Abschüsse in die Karte ein, erhält man recht schnell eine übersichtliche Darstellung, ob das Revier gleichmäß bejagt wurde, oder doch eine Konzentration an den besonders gut begehbaren Stellen stattgefunden hat.

Wer möchte, kann hier meine bereits erstellten Symbole für Abschüsse downloaden.

Vorschau:   

 
Gewässer

Die Luftbildaufnahmen besitzen zwar eine sehr hohe Auflösung, aber trotzdem sind bestimmte Informationen, z.B. aufgrund sehr ähnlicher Farben nur schwer erkannt werden. Dazu zählen vor allem sämtliche Gewässer im Revier.
 
Abbildung:
Orginal-Luftbildaufnahme ohne eine Nachbearbeitung der Gewässer
 
Daher müssen alle Bäche und Teiche/Weiher nachgezeichnet werden. Damit die Darstellung nicht zu kitschig wirkt, empfielt es sich die Gewässer in blau auf einem separaten Layer zu zeichnen und diesem eine gewisse Teiltransparenz (ca. 60%) zuzuweisen. Damit werden die Weiher gut hervorgehoben, sind aber trotzdem nicht als kunterbunte Kleckse in der Luftbildaufnahme.
 
Abbildung:
Nachbearbeitete Luftbildaufnahme mit Hervorhebung der Gewässer


6. Zeichnen der Kartenumrandung

Auch hierzu empfiehlt es sich zunächst einen neuen Layer anzulegen. Manchmal sind einfach Nachbesserungen notwendig und wenn dann die Umrandung ausgeblendet werden kann ist es einfach leichter.

Das Schwarz-Weiß-Raster der Kartenumrandung kann natürlich individuell festgelegt werden. Es empfiehlt sich aber auch hier auf ein gängiges Ma&azlig; zurückzugreifen, wie etwa alle 100m oder 200m das Raster zu wechseln. So kann man die Karte gleich auch zum schnellen Abschätzen der Entfernung z.B. für mögliche Schussentfernungen verwenden.


7. Zeichnen der Legende

So langsam nähert wir uns dem Ende der Revierkarte. Damit das ganze auch für andere lesbar wird und die Revierkarte eine professionelle Aussehen erhält, darf natürlich auch die Legende nicht fehlen. Am unteren Ende links oder rechts platziert, dort wo sie möglichst wenig stört.
 

Damit auch für die Legende die Wahl, ob es in jedem Fall mitgedruckt werden soll oder nicht, besteht, wird auch die Legende auf einen eigenen Layer gelegt.


8. Drucken der Revierkarte

Um es gleich vorweg zu sagen: Die üblichen Drucker, ob sie nun Din A4 oder Din A3 Papier bedrucken können, sind nur bedingt geeignet. Man kann darauf ganz passabele Ausdrucke zur Vorschau und zur Überprüfung erstellen. Aber die eigentliche Revierkarte sollte von einem professionellen Printservice oder Fotolabor herstellen lassen.
Abbildung:
Auffüllen der Flächen, so dass das notwendige Seitenverhältnis eingehalten wird.
Um die Revierkarte unverzerrt darzustellen, muss der Bereich, der die Revierkarte umgibt, so angepasst werden, dass das Seitenverhältnis, das durch das Format des gewählten Fotopapiers vorgegeben wird. Somit ist in diesem Fall links und rechts ein gößere weiße Fläche hinzuzufügen.
Zusätzlich ist eine weitere Fläche der Revierkarte hinzuzufügen, damit der Verschnitt, also der Teil des Fotos, das durch den Fotoservice abgeschnitten wird, wiederum ausgeglichen wird. Wieviel das genau ist, hängt vom Fotolabor ab und kann dort erfragt werden.